Gestern Abend bin ich aus meinen Ferien nach Hause gekommen. Wie in den letzten Jahren auch schon, bin ich zuerst eine Woche mit dem Fahrrad durch Deutschland gefahren, um dann am letzten Sonntag in Vechta, meinem persönlichen Ferienparadies, anzukommen. Dieses Jahr startete ich in Leipzig, um über Schönebeck an der Elbe, Hildesheim, Hamelnd und Bremen ins südoldenburger Münsterland zu kommen. Bei meinen Planungen hatte ich gar nicht richtig bedacht, dass es zwischen Elbe und Weser doch ein bisschen hügelig ist und so musste ich mich am zweiten Tag meiner Radreise mit verschiedenen Steigungen auseinander setzen.
Am Morgen des Dienstag ahnte ich bei diesem prächtigen Sonnenaufgang noch nicht, was mich also erwarten würde: Quasi jeder Kilometer von Schönebeck nach Wolfenbüttel war ein Kampf. Nicht nur,
dass zu den Steigungen - manchmal einfach genau über den Berg hinweg - z.T. schlechter Untergrund kam, sondern - irgendwie musste das Hoch über dem Mittelmeer ja nach Deutschland kommen - alles
wurde noch gekrönt durch beständigen Gegenwind. Es war also ziemlich anstrengend, auch wenn die Landschaft wirklich schön war. Da ich mir aber vorher vorgenommen hatte, alles ganz locker
anzugehen, hatte ich mittags schon keine Lust mehr. Also saß ich auf einer Bank in einem kleinen Ort und versuchte heraus zu bekommen, wie ich von dort mit dem Zug weiterreisen könnte.
Währenddessen kam ein Herr auf mich zu und sagte: "Haben Sie sich verfahren?" "Nein, ich habe keine Lust mehr. Es ist mir zu hügelig und zu anstrengend. Ich will mit dem Zug weiter." "Wo wollen
Sie denn hin?" "Nach Wolfenbüttel." "Ja, das sind noch mehr als 20 Dörfer. Aber fahren Sie mal ruhig. Ich fahre da auch immer lang, wenn ich meinen Sohn in Goslar besuche." "Auch mit dem
Fahrrad?" "Nein, mit dem Auto. Aber fahren Sie ruhig. Die Steigung da vorne ist nicht so lang und dann können Sie in Hötensleben noch das Grenzmahnmal anschauen. Das ist gut, machen Sie das
mal."
Was blieb mir da anderes übrig, als wieder aufs Rad zu steigen?
Einige Zeit und Steigungen später kam mir eine Frau auf dem Rad entgegen: "Was, Sie sind ganz alleine unterwegs? Wo wollen Sie denn hin?" "Nach Wolfenbüttel. Aber jetzt erstmal nach Hötensleben." "Mann, das ist ja ne Sache. Kommen Sie, ich fahre mit Ihnen und zeige Ihnen, wo Sie lang fahren müssen. Sie können mir vertrauen." Wir einigten uns dann darauf, dass ich der Karte folge, aber die Dame gab mir noch alle guten Wünsche mit auf den Weg, was mir wieder ein bisschen Auftrieb für die nächsten Kilometer gab.
Stunden später füllte mir eine Dame in Warle meine Wasserflaschen wieder auf und in Schöppenstedt meinte eine andere zu mir: "Ach, Sie haben heute schon so viele Kilometer geschafft, den Rest schaffen Sie jetzt auch noch." Und tatsächlich, von dort aus ließ es sich ganz leicht fahren.
Allerdings war ich deutlich länger für die 100 Kilometer unterwegs als am Tag zuvor. Zu allem Unglück gab es in Wolfenbüttel keinen Campingplatz, auf dem Stellplatz für Wohnmobile durfte ich nicht bleiben und eine Übernachtung im Hotel für 60 Euro war mir dann doch ein bisschen hochpreisig. Als ich deshalb gerade ein bisschen ratlos in Wolfenbüttel saß, kam genau zur richtigen Zeit eine Nachricht meiner Freundin Jeanne: "Wie läufts bei Dir? Alles klar?" Und dann die Einladung: "Wenn Du nix findest, setz Dich in den Zug und komm nach Hildesheim." Eigentlich war das erst für den nächsten Tag geplant, aber nach diesem Kilometern einfach zu verlockend...
Als ich dann schlussendlich im Zug saß, traf ich ein Ehepaar, die mich auf mein Rad und meine Ausrüstung ansprachen. Sie sagten zu mir: "Ja, manchmal muss man Pläne einfach ändern." Im Gespräch kam dann raus, dass die beiden vor einigen Wochen erst von einer anderthalbjährigen Radtour rund um die Welt zurückgekehrt waren und immer wieder ihre Pläne ändern mussten.
In Hildesheim wurde ich dann mit einem kühlen Getränk am Bahnhof erwartet und ich muss sagen, es war super, nach diesem Tag eine kleine Fahrradpause einzulegen.
Was für Erlebnisse. Auch an den anderen Tagen hatte ich tolle Begegnungen, aber die hier geschilderten haben mich wirklich gegen den Wind über die Berge gebracht.
Sr. Kerstin-Marie
Julia (Sonntag, 09 Oktober 2016 21:18)
Hallo lese hier grade mal wieder es ist sehr schön von ihren Erlebnissen auf der Reise zu hören.Welcher Radweg auch empfehlenswert ist meine Eltern machten ihn schon und fanden ihn toll. Das ist der Mozartradweg.