WLAN in der Klausur?

Ja, bei uns im Kloster gibt es WLAN, aber bis heute scheiden sich an dieser Frage die Geister:

 

Für die einen ist der WLAN-Router in der Klausur ein Beweis zu angepasst und verweltlicht zu sein: Der „Zeitgeist“ ist ins Kloster eingedrungen.

Für die anderen ist es "aggiornamento": Eine Notwendigkeit und ein Fortschritt, der aus dem Ordensleben des 21. Jahrhunderts nicht mehr wegzudenken ist.

 

Es stimmt, die Klausur soll ein Raum des Rückzugs, der Stille und der Gegenwart Gottes sein. Wir bemühen uns dort nicht zu reden, sondern das Schweigen zu wahren. Der WLAN Router könnte also diese Besinnlichkeit stören, sofern man durch das Smartphone nie ganz vom Nachrichten- und Informationsfluss getrennt ist. 

Ich geb zu, dass ich monastische Lebensformen wie die der Kartause oder des Karmels unglaublich faszinierend finde und in mir so etwas wie eine „heilige Ehrfurcht“ wecken vor diesem radikalen Weg der Gottsuche, auch wenn ich so niemals leben könnte: Kein Handy, kein Fernseher, kein unnötiges Verlassen des Klosters und kein WLAN – es ist gut, dass es solche Formen des Ordenslebens gibt, denn sie halten in uns die letzte Verwiesenheit auf Gott wach. Sie ermahnen uns, das wesentliche Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und ich bin der Überzeugung, dass ihr Dienst des beständiges Gebets die Welt verwandelt.

So beschreibt es auch die Benediktinerin Silja Walter:

„Wir bleiben, weil wir glauben. Zu glauben und zu bleiben sind wir da, draußen, am Rand der Stadt.“

 

Gleichzeitig halte ich es für notwendig, dass Klöster und Ordenschristen die sozialen Medien nutzen, denn Verkündigung muss heutzutage über die Medien laufen, dort wo sich die Menschen unserer Zeit aufhalten. Das hat schon das II. Vatikanum erkannt und im Dekret über die sozialen Kommunikationsmittel Inter mirifica festgehalten: „Die Katholische Kirche ist von Christus, dem Herrn, gegründet, um allen Menschen das Heil zu bringen, und darum der Verkündigung des Evangeliums unbedingt verpflichtet. Deshalb hält sie es für ihre Pflicht, die Heilsbotschaft auch mit Hilfe der Sozialen Kommunikationsmittel zu verkündigen“. (IM 3)

 

Das WLAN in Klausur verhilft uns mit den Menschen dieser Zeit in Kontakt zu sein, ihre Sorgen, Nöte und Freude zu teilen. Die Präsenz von Ordensleuten in den sozialen Medien kann nicht nur helfen mit vielen Klischees über das vermeintlich „langweilige und verstaubte Leben im Kloster“ aufzuräumen, sondern ist auch eine Chance, dass das Evangelium und die Kirche nicht zuerst mit Missbrauch und Skandalen, sondern mit dem Kern – mit Gott – in Verbindung gebracht wird.

Es geht nicht darum, den neuesten Trend mitzumachen, sondern frei nach Joh 1,38 der Frage „Wo/Wie wohnt ihr?“ zu antworten: „Kommt und seht!“

Deshalb ist es uns ein Anliegen, Einblicke in unser Leben zu geben und es mit den Menschen zu teilen, so wie hier auf diesem Blog.

 

Gleichzeitig gilt es immer einen angemessenen und verantwortlichen Umgang zu bewahren, immer mal wieder das Smartphone auf der Zelle lassen oder auszuschalten, besonders am Beginn und Ende des Tages, damit Gott das erste und letzte Wort des Tages gehört.

Daher kann uns der WLAN Router in der Klausur auch Mahnung und Erinnerung sein immer die wichtigste Verbindung - die mit Gott - aufrecht zu halten.

 

Postulantin Clara

 

Übrigens geht, passend zum Thema, diesen Donnerstag (27.10) unsere neue Homepage online! ;-)

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Kommentare: 2
  • #1

    Norbert Chakakuk (Mittwoch, 05 April 2023 19:39)

    Für das "Aggiornamento" gibt es viele Beispiele: so wirkte die australische Laiendominikanerin Elisabeth A. Baker (1849-1914) zu Beginn des 20. Jahrhundert wesentlich an der mobilen Autokapelle mit. Die schottische Laiendominikanerin Agnes McLaren (1837-1913) richtete im damaligen Nordindien ein Krankenhaus von Frauen für Frauen ein, weil Muslima entsprechend der Purdha/Parda-Tradition nicht von einem männlichen Arzt behandelt werden durften und deshalb zu Tausenden verstarben. Es geht darum in Respekt vor der "Autonomie der irdischen Wirklichkeiten" (Gaudium et Spes, 36) im Geist der Unterscheidung herauszufinden, was die Zeichen der Zeit sind.

  • #2

    Anja (Samstag, 29 April 2023 08:48)

    Ich bin sehr froh darüber:). So lerne ich euch und euer Leben näher kennen.
    Ich kann euch damit nah sein, obwohl ich weit weg bin.
    Das macht mein Leben reicher und ich versuche eure gelebte Achtsamkeit in mein Leben mitzunehmen.
    Danke ❤️❤️❤️