„Bonjour, ma soeur“ – einen Satz, den wir in den letzten Tag oft zu Hören bekamen. Zusammen mit dem Noviziat unserer Brüder sind wir gerade auf den Spuren des hl. Dominikus in Frankreich und Spanien unterwegs. Frankreich ist so säkularisiert, dass man kaum mehr Ordensleute auf der Straße sieht - umso mehr reagieren die Menschen auf uns, und meistens positiv.
Auf unserer Reiseroute war der erste Halt in La Tourette, einem Dominikanerkonvent, der in den 50ern von Le Corbusier entworfen und entsprechend außergewöhnlich gebaut wurde. Ursprünglich sollte der Konvent ein Studienhaus für die jungen Brüder werden, weshalb es sehr viele Zellen gibt. Leider ist dieser Plan nicht wirklich aufgegangen, sodass die Zellen jetzt auch für Übernachtungsgäste genutzt werden. Auch wir kamen in diesen Genuss und die Zelle war für mich die erste positive „Irritation“, denn sie ist so schmal und so hoch, dass ein „Idealmensch“ (ungefähr die Größe von Sr. M. Ursula ;-)) mit ausgebreiteten Armen jeweils Decke und Wände berührt. Jede Zelle hat einen kleinen Balkon, der jeweils rechts und links durch eine Wand eine Abgrenzung zum Nachbarbalkon schafft. Neben Bett und Schreibtisch, gibt es noch einen Schrank und ein Waschbecken – mehr nicht. An den Wänden lassen sich keine Bilder aufhängen; die Möbel lassen sich nicht groß verschieben. Die Zelle beinhaltet nach Le Corbusier alles, was man zum Leben braucht, und diese Einfachheit berührt mich sehr, denn sie wirft einen wirklich auf das Wesentliche zurück und ich wünsche mir, dass es mir gelingt, ein wenig mehr von dieser Armut zu leben.
Der Konvent ist auf Säulen gebaut; befindet sich also wortwörtlich zwischen Himmel und Erde und das Schöne ist, dass dadurch der Natur keinen Raum genommen wird, weil sie sich weiter entfalten kann. Nur die Kapelle, der Ort des Gebets, ist auf dem Erdboden gebaut – auch ein starkes Zeichen: Wenn sich die Brüder zum Gebet versammeln, stehen sie auf dem Boden der Tatsachen und schließen immer die ganze Welt, mit allem Schwierigen, mit ein.
Es gäbe noch viel zu La Tourette zu sagen und wir wurden alle von verschiedenen Aspekten inspiriert. Obwohl mir ehrlicherweise das Erscheinungsbild des Konvents ästhetisch nicht so gut gefällt, hat Le Corbusier ein ganz beeindruckendes Werk dominikanischen Gemeinschaftslebens geschaffen.
Der nächste Halt unserer Reise war Sainte Baume, ein Wallfahrtsort der hl. Maria Magdalena, der von unseren Mitbrüdern betreut wird. Maria Magdalena ist neben der Gottesmutter die Schutzpatronin des Ordens, denn sie war die erste, die die Auferstehungsbotschaft verkündet hat und ist damit für uns als Predigerorden ein besonderes Vorbild. Der Legende nach wohnte sie in den letzten 30 Jahren ihres Lebens in einer Grotte in Sainte Baume. Diese ist heute noch vorhanden und wird von vielen Pilgern besucht. Es ist sehr beeindruckend zu sehen wie viele Pilger, den steilen Weg nach oben auf sich nehmen, um zur Grotte zu kommen. Oben angekommen hat man einen fantastischen Blick auf die Landschaft und kann auf der einen Seite die Alpen, auf der anderen das Meer sehen.
Die Menschen hier sind unglaublich freundlich und gerade die Pilger in Sainte Baume haben sich so gefreut Ordensleute zu sehen, dass wir dauerhaft im Gespräch waren. In beiden Orten haben wir auch am Chorgebet der Brüder teilgenommen und es ist schon schön diese Verbundenheit im Gebet zu spüren. Und das französische Stundengebet ist durch seine Mehrstimmigkeit einfach ein Genuss 😊 Nun geht es weiter nach Spanien, dem Heimatland des hl. Dominikus. Reisebericht folgt 😉
Sr.M.Clarita
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Sophia Charleston (Donnerstag, 04 Juli 2024 14:38)
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