Aufnahme ins Postulat

Ansprache unserer Generalpriorin Sr. M. Scholastika Jurt zur Postulatsaufnahme von Jacqueline Klein am 25. März 2021

 

Liebe Jacqueline,

es ist uns eine große Freude, Dich heute ins Postulat

unserer Gemeinschaft aufnehmen zu dürfen.

Dich, so wie Du bist.

Es ist uns eine große Freude, Dir Deinen Platz in unserer

Mitte offen zu halten. Mögest Du in dieser Lebensform, die

Du tiefer kennenlernen möchtest, Dein Glück finden, die

wahre Freiheit, das wahre Leben.

Die Nachfolge, so sagt es der Kapuziner Guido Kreppold, zu der Jesus uns einlädt, beginnt nicht mit gewaltigen Anstrengungen, sondern damit, dass wir uns seiner Kraft

(griechisch dynamis) öffnen, der Dynamik, die von ihm

ausgeht. Wir dürfen in die Atmosphäre eintauchen, die er

verbreitet. Es wird dann mit uns etwas von dem geschehen, was bei den ersten Jüngern geschah. Das heißt, wir werden im Innersten berührt und betroffen sein, wir werden spüren, etwas Kostbares entdeckt zu haben, eine beglückende Nähe und Freiheit zugleich.

Liebe Jacqueline,

unser Weg in der Gemeinschaft ist dieser intensive Weg mit Christus. Wir dürfen ihn immer tiefer kennenlernen, ihn leben. Dies bedeutet ein tägliches Aufbrechen, ein tägliches Gehen. Wir haben diesen Weg nicht, er ist auch nicht klar abzustecken:

Was muss es für Maria bedeutet haben, als der Engel zu jener Stunde bei ihr eintrat, sie begrüßte und ihr Unvorstellbares verheißen hat! Ihr Tageslauf wurde unterbrochen, ihre Lebenspläne durchkreuzt. Maria‘s „Mir geschehe nach deinem Wort!“ war ihr jedoch keine schwere Last, kein Gewicht, dass sie überfordert hätte. Denn wenige Zeilen später lesen wir:

„In diesen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa.“

Sie eilte mit der göttlichen Verheißung ins Gebirge. Ihre Erwählung nimmt ihr nicht die Luft, nicht die Leichtfüßigkeit.

Nachfolge bedeutet stete Bewegung, nur unter dem Kreuz wird sie ein Stehen, ein Bleiben, ein Ertragen und Aushalten.

Auch das lehrt uns Maria.

Aber dennoch:

Da ist Freiheit. Da ist die Liebe, die trägt …

Wenn unsere Nachfolge ein Krampf wird, ein Zwang, ein ständiges Rechnen, eine reine Pflicht, dann wird sie fragwürdig.

Im Lukas-Evangelium, wir haben diese Verse in den Exerzitientagen betrachtet, entdecken wir die Schlichtheit der Nachfolge:

„In der folgenden Zeit wanderte Jesus von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes. Die Zwölf begleiteten ihn, außerdem einige Frauen, die er von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt hatte:

Maria Magdalena, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren, Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, Susanna und viele andere. Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaßen. (Lk 8)

Mit Deinen Möglichkeiten, liebe Jacqueline, mit Deiner Originalität bist Du gerufen.

Nachfolge ist kein Alleingang. Sie ist ein Suchen und Ertasten, ein Verlieren und Finden, sie ist ein Erfreuen, ein Staunen, aber auch ein Erleiden. 

Hierin brauchen wir einander. Wir brauchen einander als Schwestern, um uns gegenseitig auf einen Esel zu heben,

der uns in inneren und äußeren Bedrohungen in den Schutz der Liebe bringt, ins Helle, ins Licht GOTTES. Wir brauchen einander, um uns gegenseitig zu ermutigen, Nöten zu begegnen und dem Schmerz, um Netze liegen zu lassen, wenn es gilt, neue Wege unter die Füße zu nehmen. Wir brauchen einander, um uns in den so vielen alltäglichen Momenten Jesus zu zeigen, der DA ist, ganz nah und doch unauslotbares Geheimnis bleibt. 

Die Erde ist randvoll mit Himmel –
und in jedem gewöhnlichen Dornbusch brennt Gott. 

Aber nur jene, die sehen können, ziehen ihre Schuhe aus.

Elizabeth Barrett Browning

Ein Gedanke von Birgit Mattausch:

Heißt Christ*In-Sein vielleicht, immerzu bekloppte Dinge zu tun? Immerzu das Größte im Kleinsten zu vermuten? Den Sehnsuchtsort im Nebenan? Wie Jesus es immerzu tat. Wie er es immerzu tut. Der blutenden Frau ins Gesicht schaut und sie „meine Tochter“ nennt. Ihren Glauben sieht in und unter undüber ihrem Beschämtsein. Mich sieht. Mich ruft.

Meine Seele ein wackeliger, graffitibesprühter Bauwagen – für ihn (Jesus) ein Kloster, ein Heiligtum.

 

Liebe Jacqueline,

wir wünschen Dir, dass Du in der Nähe GOTTES und in IHM Dein Leben findest. Und möge er uns helfen, Dir zu geben, was Du brauchst für Dein Blühen und Gedeihen. Als Zeichen der Zugehörigkeit darf ich Dir im Namen der Gemeinschaft das Mantelwappen übergeben, das uns daran erinnert, immer wieder neu zu beginnen, die Wahrheit zu suchen und ihr zu dienen,

und dass wir zu einer viel größeren Gemeinschaft gehören, zur dominikanischen Familie, die Dir hoffentlich Heimat wird.

Und: unsere erste Regel ist nicht die des hl. Augustinus, sondern das Evangelium. Darum lege ich Dir die Hl. Schrift ans Herz und in die Hände.