Vor einer Woche war sie noch unter uns, unsere Schwester M. Siegfrieda. In den letzten Monaten musste sie mit einer rasant fortschreitenden Demenz leben, eine Krankheit, die sie verändert, vielleicht auch das Tiefste in ihr ans Licht gebracht hat. Wie oft haben wir über ihre spontanen Antworten und Sprüche gelacht. Rheinischer Humor lag auf ihrer Zunge. Originell war Schwester M. Siegfrieda, und sie verwöhnte uns Tag für Tag mit einer großen, vornehmen Liebenswürdigkeit. Immer blieb sie hilfsbereit und zuvorkommend, auch dann, als ihr Geist Zeit und Wege nicht mehr ordnen konnte.
Sie blieb die umsorgende Krankenschwester, längst nach der Zeit im Krankenhaus in Remscheid.
Schwester M. Siegfrieda, Anni, ist 1937 als älteste Tochter der Familie Hubert und Katharina Warmsbach-Häseling in Bonn Bornheim geboren. Mit sieben Geschwistern wuchs sie auf, eine Schwester starb kurz nach ihrer Geburt. Nach der Volksschule in Bornheim und später in Wesseling, während der Jahre des Krieges erhielt Anni Privat-Unterricht, kam sie bereits mit 15 Jahren für zwei Jahre nach Oberhausen, um dort im Vincenzhaus die Hauswirtschaft zu lernen.
Seit ihrer Schulzeit wuchs in Anni der Wunsch nach einem Leben als Ordensfrau. Auf einem Fragebogen, den sie zum Eintritt 1956 auszufüllen hatte, finden wir ihre Beweggründe, diesen Weg zu gehen: „GOTT zu ehren und den Menschen zu dienen um Gottes willen.“ In der Referenz, die ihr Heimatpastor ihr gab, wünscht er Anni, „dass sie in ihrem Lebensziel glücklich wird“.
„Charakterfest“ steht im Arztzeugnis, das sie zur Aufnahme in die Gemeinschaft mitzubringen hatte.
Schwester M. Siegfrieda wusste, was sie wollte, was auch in ihrer dementiellen Veränderung erfahrbar blieb. Sie hatte ihren festen Rhythmus, und sie ließ sich nicht gerne ihre Vorhaben durchkreuzen. Sie hatte ihren festen Platz im Gebet und auch bei den Mahlzeiten, den sie sich nicht gerne nehmen ließ. Erstaunlich für uns war, dass sie sich in den letzten Wochen selbstverständlich helfen ließ, und für jede Unterstützung war sie dankbar.
Am 08. September 1958 legte Schwester M. Siegfrieda ihre Erste Profess ab, 1962 ihre Ewige Profess. Als Juniorin begann sie die Ausbildung zur Krankenschwester in Wuppertal, die sie 1961 abschloss. Bis 1965 lebte Schwester M. Siegfrieda im St. Marienheim in Wuppertal. Eine Versetzung brachte sie nach Remscheid in die Fabriciusklinik. Hier beginnen ihre langen Jahre in der Krankenpflege, auch als Stationsleitung und Subpriorin.
Nach der Auflösung des Konventes in Remscheid 2007 kam sie ins Mutterhaus und übernahm dort Dienste in unserem Gästehaus, bis die Demenz ihr diese Aufgabe unmöglich machte. Wie oft ist sie nachts aufgestanden, ohne Klage und Murren, wenn die Schelle ging und Gäste nach ihr verlangten. Es war ihr Verdienst, dass frische Blumen die Räume wohnlich machten.
Helfen und für jemanden da sein dürfen, war ihr Leben. Diese Haltung hat sie früh gelernt. In ihrer Akte findet sich ein Brief ihres Vaters, in dem er 1951 die Schulleitung bat, seine älteste Tochter zu beurlauben, da er selber finanziell nicht in der Lage war, der Mutter eine Hilfe bei der Betreuung der acht Kinder an die Seite zu geben. Anni wurde gebraucht. Ihre Familie blieb Schwester M. Siegfrieda lebenslang eine große Sorge.
Schwester M. Siegfrieda bleibt uns vertraut mit ihrer Standfestigkeit, die von einem unvergleichlichen Humor durchzogen war und der nicht wenigen Gästen in Kloster Arenberg eine Infusion der Freude wurde.
Jetzt und ewig darf sie teilhaben an der Freude GOTTES.
In GOTT hat sie nun für immer ihren festen Platz.
(Foto: Joanna Vortmann)