Neues aus Bolivien

Sr. Rosa Maria schreibt uns am 7. Juni aus Santa Cruz:

Wir haben Sur (Südwind, Temperatur sinkt bis auf 5° C), mit Regen, seit Tagen. Es ist sehr kalt. Das lässt die Leute den Hunger noch mehr spüren. Ich war heute früh auf der Bank, um das Gehalt für die Lehrer abzuholen. Dann fuhr ich in drei Barrios. 

Heute Nachmittag musste ich noch einmal raus. Dona Paty bat um Hilfe. All ihre Töchter mit den vielen Enkelkindern wohnen rund um ihr Haus (angebaute Zimmer, durch Holzwände getrennt). Allen ging es schlecht und sie hatten nichts zu essen. So fuhr ich hin und nahm Hilfe mit. Da sagte sie mir, dass es ihrer Schwiegertochter Tereza sehr schlecht ginge und bat, ob ich nicht einen Arzt bewegen könne, in ihr Haus zu kommen. Ich ging auf die Suche, fand aber keinen. Als ich wieder zurückkam, starb Dona Tereza. Sie hatte keine Widerstandskraft mehr. Es war sehr sehr hart. Und es sind so viele im Haus. Es gelang ihnen nicht, einen Covid 19-Test zu machen. Aber sie hatte alle Symptome von Corona.

Ich ließ Lebensmittel da und etwas Geld. Dann fuhr ich noch zu andern Familien, die viele Kinder haben, um ihnen etwas zu essen zu bringen. Man hatte mir Kekse geschenkt, die hinterließ ich für die Kinder.

Es ist so kalt, und es hört seit Tagen nicht auf zu regnen. Ich muss herausfahren, weil ich weiß, dass viele Familien mit Kindern nichts zu essen haben, besonders schlimm ist, dass einige „ollas“ (Kochstationen in den Barrios) nicht mehr arbeiten. Ich habe sie angefleht, und sie haben mit versprochen, weiterzumachen. 

Ich kann ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich bin, dass ich vom Mutterhaus und von vielen Menschen in Deutschland in jeder Weise so viel Unterstützung bekomme. Danke, auch für das Gebet.

Es ist schlimm. Kein Arzt kommt hierher, und es gibt keine Tests. Die Krankenhäuser kollabieren. Sie nehmen überhaupt den Telefonhörer nicht mehr ab. Bringt man einen Schwerstkranken, dann steht vor dem Krankhaus schon eine Schlange  von Schwerkranken, und man muss meistens den Angehörigen wieder mit nach Hause nehmen. 

Es sterben sehr viele Menschen in den Barrios, auch junge. Aber keiner hat genau festgestellt, woran. Die Symptome sind eigentlich eindeutig. Schlimm ist, dass ja meist viele Menschen zusammen in einem Zimmer leben. Der Kranke kann gar nicht isoliert werden. Und der Tote ist dann  auch noch bis zur Beerdigung da. Sarg, Beerdigung…alles ist ein großes Problem, ein sehr tiefes Leid.