Wie das Leben so spielt...

Eigentlich begann alles ganz unspektakulär. Vor einigen Wochen war ich nach Mannheim eingeladen zu einer SWR-Talkshow „Mal ehrlich - es ist zu laut!“. Während die meisten der anderen Talkgäste erzählten, welcher Lärmbelastung sie in ihrem Alltag ausgesetzt sind, war es mein Part, ca. zwei Minuten etwas zum Thema „Stille“ bzw. der Wirkung von Stille zu sagen. Zusammen mit mir war auch Dennis, ein Yogalehrer als Teil der „stillen Fraktion“ eingeladen. Kaum waren wir uns vor der Sendung begegnet, hatten wir beide uns direkt so viel zu sagen, dass ausgerechnet an unserem Tisch von Stille keine Rede mehr sein konnte. Auch nach der Sendung gingen wir munter plappernd aus dem Studio zur After-Show-Party und tauschten unsere Erfahrungen aus. Dort gesellte sich dann eine wiederum sehr interessante Frau zu uns, die mich durch ihre Geistesgegenwärtigkeit, Zugewandtheit und Klugheit absolut faszinierte. Irgendwann war dann der Zeitpunkt gekommen, an dem wir alle zum Bahnhof mussten, und bevor wir uns verabschiedeten, wollten wir uns noch schnell bei Instagram verknüpfen. Als ich die gute Frau fragte, wo ich sie denn dort finden könne, meinte sie: „Unter meinem Namen!“, was für mich zunächst nur halb aussagekräftig war. Doch als sie mir auf meine erneute Nachfrage leise „Bettina Böttinger“ sagte, wäre ich am liebsten im Boden versunken. Denn es war für mich nicht irgendjemand, den ich nicht erkannt hatte, sondern ausgerechnet die Moderatorin, die ich in meiner Jugendzeit regelrecht verehrt hatte. Ich fand es schon damals großartig, wie sie geistreich und humorvoll mit den verschiedensten Menschen ins Gespräch kam. Aber da ich an diesem Abend in keiner Weise mit ihr gerechnet hatte, und seit meinem Eintritt 2006 fast kein Fernsehen mehr geschaut hatte, war es für mich im Nachhinein kein Wunder, dass ich so blind gewesen war. „Sie hören von mir!“, rief sie mir beim Abschied noch fröhlich zu… 

Tatsächlich klingelte schon wenige Tage später mein Handy, und eine nette Dame am anderen Ende der Leitung sagte mir, dass Bettina Böttinger mich gerne in den Kölner Treff einladen würde. Und so kam es, dass ich mich am vergangenen Dienstag tatsächlich auf den Weg nach Köln machte, um zusammen mit Marius Müller-Westernhagen, Sascha Grammel, Mario Barth, Guido Maria Kretschmer und Klaudia Paterok an der Live-Aufzeichnung dieser Talkshow mitzuwirken. Die Stunden in Köln wurden für mich zu einem spannenden Ausflug in eine andere, fremde Welt, auch wenn es nicht meine erste Fernseherfahrung war. Ja, es kam mir wirklich vor, als sei ich gerade in einem sehr anderen Film, als der, den mir mein Leben ansonsten spielt. Auf der einen Seite ein wunderbarer Streifen mit netten Menschen und inspirierenden Begegnungen, auf der anderen Seite aber auch ziemlich anstrengend und ermüdend. Als ich am Morgen nach der Aufzeichnung vor meiner Abfahrt noch den Kölner Dom besuchte, kam mir sogar ein Tränchen der Dankbarkeit, wieder in mein „normales Leben“ zurückkehren zu dürfen. Ich fühlte mich, als wäre ich nach einer langen Reise wieder nach Hause gekommen, dabei war ich erst 20 Stunden zuvor vom Arenberg aufgebrochen! 

Von Normalität kann allerdings seit meiner Rückkehr vorerst noch keine Rede sein, denn seit Tagen werde ich regelrecht überflutet von Mails, WhatsApp-, Facebook- und Instagram-Nachrichten, Anrufen, Briefen und fröhlichen Zurufen auf der Straße wie: „Schwester, ich hab‘ Sie gestern im Fernsehen gesehen, super!“ Genauso, wie mich die offenbar große Wirkung meines Beitrags einerseits natürlich riesig freut und ehrt, sehne ich mich aber auch schon jetzt danach, wenn sich langsam die Wogen glätten und es wieder alltäglicher zugehen darf in meinem Leben. Was bleibt, ist eine riesige Dankbarkeit, denn in den letzten Tagen hatte ich so intensiv wie selten das Gefühl, von oben geführt zu werden. Ob im Fernsehstudio oder in der Meditation, ob im Seelsorge-Gespräch oder im Austausch mit meinen Mitschwestern, ob auf den Höhen des Erfolgs oder im alltäglichen Frust, da gibt es JEMAND in meinem Leben, der da ist. Und diese Gewissheit  ist es,die mich unendlich viel glücklicher macht, als ich es in Worte fassen kann.

So bin ich nun gespannt, wie das Leben wohl weiter spielen wird ;-)

Sr. M. Ursula