Sakramente

Die Konstitutionen regeln unser Leben als und in Gemeinschaft. In ihnen steht, wie wir gemeinsam leben, wie wir unsere Spiritualität pflegen, was uns wichtig ist, auf welche Weise man bei uns eintreten kann, wer die Leitung der Gemeinschaft inne hat und noch viel mehr. Da wir eine Gemeinschaft päpstlichen Rechts sind, wurden unsere Konstitutionen von Rom approbiert, d.h., von der Religiosenkongregation auf Richtigkeit überprüft und dann genehmigt. Wollen wir etwas an unseren Konstitutionen ändern, geht das nicht ohne die Genehmigung von Rom.
Nun steht in unseren Konstitutionen, dass wir täglich zur Eucharistiefeier zusammen kommen und dass wir öfter das Bußsakrament empfangen. Selbstverständlich ist für uns auch, dass kranke und ältere Mitschwestern die Krankensalbung empfangen. Und natürlich sind wir alle getauft und gefirmt, ohne diese beiden Sakramente könnten wir ja nicht Profess ablegen. Die Sakramente gehören also unabdingbar zum Vollzug unserer Spiritualität und es ist uns ein Anliegen, dass wir die Sakramente feiern können. Und da Rom unsere Konstitutionen kennt und sie genehmigt hat, erwarte oder erhoffe ich mir, dass die Kirche - wer auch immer das in diesem Fall sein mag - uns dabei unterstützt, unseren Glauben zu leben. 
Das wird jedoch zunehmend schwerer. Denn die Zahl der Priester nimmt ja ab. Daher ist es nicht immer möglich, einen Priester zu finden, der mit uns Schwestern die Messe feiern kann. Der Priester, der alle paar Monate zu uns ins Haus kommt, um die Beichte zu hören, schneidet sich diese Zeit auch förmlich aus den Rippen. Und natürlich sind wir dankbar, wenn und dass Priester zu uns kommen, um mit uns zu feiern, denn wir könnten es gar nicht leisten, jeden Tag z.B. alle 26 Schwestern aus dem Vincenzhaus in eine Kirche in der Umgebung zu bringen. Dafür akzeptieren wir, dass die Predigten eher selten für uns geschrieben und gesprochen werden, dass auch schon einmal das Vater Unser in der Messe vergessen wird oder die Wandlung aus dem Blick gerät.

Natürlich, Priester sind auch nur Menschen und oft, aufgrund ihrer Aufgaben oder ihres Alters, müde und erschöpft. Und natürlich sind wir vielleicht auch nicht die frischeste Gemeinde. Aber so, wie es ja auf den Spender nicht ankommt, denke ich, sollte es eigentlich auch nicht auf die Beschaffenheit der Gemeinde ankommen. Stattdessen wünsche ich mir, dass wir die Sakramente feiern können, so dass sie in mein tägliches Leben hineinwirken, so dass ich spüre, dass Jesus Christus da ist und in dem Moment die Realität verändert, so dass wir darauf Energie schöpfen können, um in die Welt zu wirken, so dass ich mich verbunden fühle mit der dominikanischen Familie und allen Brüdern und Schwestern auf der Welt. 
Und deswegen wünsche ich mir und hoffe, dass Rom unsere Situation sieht und darauf eingeht. Denn ich möchte aus den Sakramenten schöpfen und leben können. Was das am Ende bedeutet, weiß ich nicht. Da es ja aber auf den Spender nicht ankommt, spielt es für mich keine Rolle, wer dann am Ende geweiht wird und mit uns die Sakramente feiert. Aber feiern möchte ich sie, dass man merkt, dass der Himmel offen ist.

Sr. Kerstin-Marie